Ein Lieblingsbuch in dieser Saison. Warum? Weil es dem Autoren gelingt, eine ganz komplexe Geschichte exemplarisch an nur zwei Familien zu schildern. Dies ist ein Werk mit großen Themen und liest sich, nach kurzer Einlesephase total mitreißend. Wir lernen zwei befreundete Familien aus einem kleinen Dorf in der Nähe von San Sebastian im Baskenland kennen. Heute gilt das Baskenland ja als eine vom Tourismus noch relativ unberührte spanische Kulturregion, aber Leute meiner Generation können sich noch gut an die Nachrichten über den ETA- Separatismus erinnern.
Die Zeit, die der Roman umspannt, geht von den 1960igern bis nahezu heute. Aramburu erzählt die fiktive Geschichte der beiden Familien allerdings nicht chronologisch, sondern gibt den einzelnen Personen immer wieder in unterschiedlichen Zeiten eine Stimme ihrer eigenen Sicht. Die Familien, jeweils Mutter und Vater, sind schon sehr lange eng befreundet und damit sind dann auch die Kinder verbunden. Der zentrale Punkt der Geschichte, um den alles kreist, ist die Ermordung von Txato, der ein erfolgreicher selbständiger Unternehmer war und damit in den Blickpunkt der ETA rückte. Es wird erzählt, wie jede der Figuren des Romans die Entwicklung bis zur Tat erlebte und mit deren Folgen umgeht, bzw. was sie sogar möglicherweise damit zu tun hat.
Der Autor Fernando Aramburu ist selbst aus dem Baskenland, lebt aber schon viele Jahre in Deutschland. In Spanien gelangte sein Buch sofort auf die Bestsellerlisten. Dieses Buch weist aber weit über Spanien hinaus, denn es ist voller universaler Themen, die in den individuellen Erzählstimmen der Personen eingefangen werden. Der Autor gibt jeder Figur Raum. Und damit auch dem Leser... Ich bin noch immer beeindruckt und möchte Ihnen diese Lektüre begeistert empfehlen